Kollodium Nassplatte: eine Untersuchung
In der heutigen Zeit kennen wir vieles, wissen fast alles aber verzaubern lassen wir uns selten. Das Kollodium Nassplatten Verfahren ist eine 170 Jahre alte Fotografietechnik, die einen besonderen Platz einnimmt. Als dieser Prozess um 1850 erfunden wurde, hat er die Fotografie revolutioniert und sie für die breite Bevölkerung zugänglich gemacht. Im folgenden möchte ich kurz beschreiben, wie ein Bild auf Aluminium oder Glas zustande kommt.

Wie funktioniert Kollodium Nassplatte?
Das Kollodium-Nassplattenverfahren – auch als „Wetplates“ bekannt – ist eine Technik zur Herstellung von Bildern auf Glas- oder Metallplatten. Dabei wird eine Platte mit Kollodium beschichtet und in einem Bad aus Silbernitrat lichtempfindlich gemacht. Danach muss die lichtempfindliche Platte im nassen Zustand belichtet und entwickelt werden – daher der Name „Nassplattenverfahren“.
Zu Beginn wird Kollodium aufgegossen, eine sirupartige Flüssigkeit aus Nitrozellulose, Alkohol und Äther. Das Kollodium bildet dann eine dünne, gleichmäßige Schicht: daraus wird immerhalb von knapp 10 Minuten eine Fotografie. Im Silberbad verbinden sich die im Kollidum enthaltenen Salze mit Silbernitrat und bilden lichtempfindliches Silberjodid und Silberbromid.
Die Platte ist nach knapp 3-4 Minuten bereit für die Belichtung in der Kamera. Belichtungszeiten können je nach Lichtverhältnissen von Sekunden bis hin zu Minuten variieren. Gleich nach der Belichtung wird die Platte sofort entwickelt, um das latente Bild sichtbar zu machen.
Im letzten Schritt wird die entwickelte Platte in die Fixierflüssigkeit gelegt und das Bild erweckt langsam zum Leben.

Wann wurde der Prozess entdeckt?
Das Kollodiumverfahren wurde 1851 von Frederick Scott Archer, einem englischen Bildhauer und Fotografen, erfunden. Frühere Prozesse wie die Daguerrotypie oder Kaloypie waren weit lichtunempfindlicher und umständlicher. Das Kollodium revolutionierte die Fotografie, da es erstmal möglich war, Fotografien über Glasnegative zu vervielfältigen und somit Kopien herzustellen.
Das Verfahren von Archer ermöglichte kürzere Belichtungszeiten – ein Meilenstein inbesondere für die Porträtfotografie. Das Kollodium Nassplatte gewann rasch an Popularität und wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zum vorherrschenden fotografischen Verfahren.
Welche Bedeutung hat Kollodium Nassplatte für die Fotografie?
Das Kollodium-Nassplattenverfahren brachte der Fotografie während ihrer Blütezeit in den 1850er und 1860er Jahren bedeutende Fortschritte. Es bot einen damals unerreichten Grad an Detailtreue und Klarheit, was es zur bevorzugten Methode für Porträits und Landschaften machte. Weiter ermöglichte es Fotografen, Details und Nuancen einzufangen und zeitlose Bilder mit einer einzigartigen Ästhetik zu erschaffen.
Das Nassplattenkollodiumverfahren erfordert ein gewisses Maß and Geschick und Vorbereitung und ist sowohl für den Fotografen als auch für Porträtierte eine einmalige Erfahrung.
Welche fotografischen Lösungen werden verwendet?
Kollodium Nassplatte beinhaltet mehrere Schlüsselchemikalien, die alle eine entscheidende Rolle bei der Herstellung einer lichtempfindlichen Emulsion auf der Glas- oder Metallplatte spielen. Zu den wichtigsten Chemikalien gehören:
- Kollodium: diese sirupartige Lösung ist die Grundlage des Verfahrens und besteht aus Nitrozellulose, die in einem Gemisch aus Alkohol und Äther gelöst ist. Kollodium sorgt für eine gleichmäßige Beschichtung der Platte. Im fotografischen Kollodium sind je nach Rezeptur Brom- oder Jodsalze gelöst.
- Silbernitrat: Silbernitrat ist ein wesentlicher Bestandteil des Verfahrens, im Silberbad (9-10% Lösung) passiert die Salzmetathese und es werden Salze wie Ammoniumjodid in Silberjodid umgewandelt.
- Entwickler: nach der Belichtung wird das Bild mit einem Eisenentwickler (Wasser, Eisensulfat, Essigsäure & Alkohol) hervorgerufen. Belichtetes Silberjodid wird in metallisches Silber umgewandelt.
- Fixierer: nach dem Stoppen der Entwicklung wird das Bild in einer Natriumsulfatlösung fixiert und unbelichtetes Silberjodid aus dem Bild entfernt.

Zusammenfassung
Das Kollodium-Nassplattenverfahren ist ein wichtiger Teil der Fotografiegeschichte und bewahrt die Kunstfertigkeit sowie das handwerkliche Können der frühen Fotografen. Trotz seiner anspruchsvollen Natur zieht das Verfahren auch noch heute Fotografen und Liebhaber in seinen Bann. Es bietet eine einzigartige Möglichkeit, uns mit den Wurzeln der Fotografie zu verbinden.
In meinem Studio in Berlin kann dieser Prozess im Rahmen einer Porträtsitzung erlebt werden, gleichzeitig biete ich regelmäßige Workshops an, um diese Techniken zu erlernen. Für Anfragen können Sie mich gerne direkt kontaktieren.

Photos: (c) Fabian Fischer