Kollodium Nassplatte: eine Untersuchung

Kollodium Nassplatte: eine Untersuchung

Im digitalen Zeitalter der Fotografie, in dem Bilder sofort entstehen und geteilt werden, ist es manchmal wichtig, einen Schritt zurück zu treten und die Wurzeln dieser Kunstform zu entdecken. Das Kollodium-Nassplatten-Verfahren, eine historische fotografische Technik, die Mitte des 19. Jahrhunderts aufkam, nimmt einen besonderen Platz in der Verbreitung von Fotografien ein. In diesem Artikel tauchen wir in die faszinierende Welt der Kollodium Nassplatte ein und untersuchen, wie das Verfahren funktioniert, welche historische Bedeutung es einnimmt und mit welchen Mitteln ein Bild entstehen kann.

eine fertige Kollodium Nassplatte
11×14″ Tintype (Kollodium auf Aluminium) bei der Schlusswässerung

Wie funktioniert Kollodium Nassplatte?

Das Kollodium-Nassplattenverfahren – auch als „Wetplates“ bekannt – ist eine Technik zur Herstellung von Bildern auf Glas- oder Metallplatten. Dabei wird eine Platte mit Kollodium beschichtet und in einem Bad aus Silbernitrat lichtempfindlich gemacht. Nach der Sensibilisierung muss die Platte im feuchten Zustand belichtet und entwickelt werden, daher der Name „Nassplattenverfahren“.

Zu Beginn gießt der Fotograf Kollodium, eine sirupartige Lösung aus Nitrozellulose, Alkohol und Äther, auf eine saubere Glas- oder Metallplatte. Das Kollodium bildet dann eine dünne, gleichmäßige Schicht, sobald überschüssiges Kollodium abgegossen wird. Im Silberbad verbinden sich die im Kollidum enthaltenen Salze mit Silbernitrat und bildet lichtempfindliches Silberjodid und Silberbromid.

Die Platte ist nun bereit für die Belichtung in der Kamera. Nun kann das Bild wird aufgenommen werden, in dem der Objektivdeckel abgenommen wird und das Licht durch das Objektiv auf die sensibilisierte Platte fällt. Belichtungszeiten können je nach Lichtverhältnissen von Sekunden bis hin zu Minuten variieren. Gleich nach der Belichtung wird die Platte sofort entwickelt, um das latente Bild sichtbar zu machen.

Im letzten Schritt wird die entwickelte Platte in die Fixierflüssigkeit gelegt und das Bild erscheint wie von Geisterhand.

Kollodium wird aufgegossen

Wann wurde der Prozess entdeckt?

Das Kollodiumverfahren wurde 1851 von Frederick Scott Archer, einem englischen Bildhauer und Fotografen, erfunden. Frühere Prozesse wie die Daguerrotypie oder Kaloypie waren weit lichtunempfindlicher und umständlicher, das Kollodium revolutionierte die Fotografie, da es erstmal möglich war, Fotografien über Glasnegative zu vervielfältigen.

Das Verfahren von Archer ermöglichte kürzere Belichtungszeiten – ein Meilenstein inbesondere für die Porträtfotografie. Das Kollodium Nassplatte gewann rasch an Popularität und wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zum vorherrschenden fotografischen Verfahren.

Welche Bedeutung hat Kollodium Nassplatte für die Fotografie?

Das Kollodium-Nassplattenverfahren brachte der Fotografie während ihrer Blütezeit in den 1850er und 1860er Jahren bedeutende Fortschritte. Es bot einen damals unerreichten Grad an Detailtreue und Klarheit, was es zur bevorzugten Methode für Porträits und Landschaften machte. Das Verfahren ermöglichte es Fotografen, Details und Nuancen einzufangen und zeitlose Bilder mit einer einzigartigen Ästhetik zu erschaffen.

Das Nassplattenkollodiumverfahren erfordert zwar ein Maß and Geshcick und Vorbereitung, ist aber sowohl für den Fotografen als auch für Porträtierte eine einmalige Erfahrung. Der relativ langsame Prozess fördert Geduld und Präzision und erschafft eine tiefere Verbindung zwischen dem Fotografen und der Kunst der Bildgestaltung.

Welche fotografischen Lösungen werden verwendet?

Kollodium Nassplatte beinhaltet mehrere Schlüsselchemikalien, die alle eine entscheidende Rolle bei der Herstellung einer lichtempfindlichen Emulsion auf der Glas- oder Metallplatte spielen. Zu den wichtigsten Chemikalien gehören:

  • Kollodium: diese sirupartige Lösung ist die Grundlage des Verfahrens und besteht aus Nitrozellulose, die in einem Gemisch aus Alkohol und Äther gelöst ist. Kollodium sorgt für eine gleichmäßige Beschichtung der Platte.
  • Silbernitrat: Silbernitrat ist ein wesentlicher Bestandteil des Verfahrens, im Silberbad (9-10% Lösung) passiert die Salzmetathese und es werden Salze wie Ammoniumjodid in Silberjodid umgewandelt.
  • Entwickler: nach der Belichtung wird das Bild mit einem Eisenentwickler (Wasser, Eisensulfat, Essigsäure & Alkohol) hervorgerufen. Belichtetes Silberjodid wird in metallisches Silber umgewandelt.
  • Fixierer: nach dem Stoppen der Entwicklung wird das Bild in einer Natriumsulfatlösung fixiert und unbelichtetes Silberjodid aus dem Bild entfernt.
Die Kollodium Nassplatte ist entwickelt
die Platte ist fertig entwickelt

Zusammenfassung

Das Kollodium-Nassplattenverfahren ist ein wichtiger Teil der Fotografiegeschichte und bewahrt die Kunstfertigkeit sowie das handwerkliche Können der frühen Fotografen. Trotz seiner anspruchsvollen Natur zieht das Verfahren auch noch heute Fotografen und Liebhaber in seinen Bann. Es bietet eine einzigartige Möglichkeit, uns mit den Wurzeln der Fotografie zu verbinden.

In meinem Studio in Berlin kann dieser Prozess im Rahmen einer Porträtsitzung erlebt werden, gleichzeitig biete ich regelmäßige Workshops an, um diese Techniken zu erlernen. Für Anfragen können Sie mich gerne direkt kontaktieren.

Photos: (c) Fabian Fischer